…Psychologisch wichtig, Sie wissen schon! Und erst, wenn es in Richtung 10.000 Punkte gehen sollte. Keine Sorge, heißt es, mit einer Rezession sei nicht zu rechnen - außer sie kommt. Wer weiß das schon?

Zumindest tanzt sich der deutsche Leitindex gefühlt nach oben - in Zeiten, in denen ein Rückgang des deutschen BIP von 0,2 Prozent im dritten Quartal von Wirtschaftsminister Peter Altmaier als Minus-Wachstum bezeichnet wurde. Wachstum ist Wachstum. Basta!

Noch liegen ja neun der 30 DAX-Werte in diesem Jahr im Plus, während es Gewinnwarnungen hagelt. Nein, man warnt nicht vor Gewinnen sondern vor weniger Gewinn als erwartet. Oft schließen sich dann Verlustwarnungen an, was noch Zeit hat. Ernüchtert kehren die Fachleute ihre zerbrochenen Glaskugeln zusammen. Auch wenn diese Art von Prognoseakrobatik so sinnlos ist wie Fischen das Radfahren beizubringen, werden wir in den nächsten Wochen damit reichlich belästigt. Das zumindest ist sicher.

Sind das nur rote Bremslichter oder Warnleuchten?

Tatsache ist, dass der DAX dieses Jahr rund 15 Prozent verloren hat. Am schlimmsten hat es die Deutsche Bank erwischt. Seit Jahresbeginn hat sich ihr Kurs halbiert, was nicht bedeutet, dass er sich nicht nochmal halbieren könnte. Die Aktie der Deutschen Bank steht gerade so tief wie nie und dabei hängen die Früchte des Erfolgs so hoch.

Nur dem Bitcoin erging es schlechter. Sein Chart sieht aus wie ein Weihnachtsbaum. Auf der Spitze blinkt noch heute ein rotes Licht. Nein, 20.000 Euro für einen Bitcoin waren kein Einstiegssignal. Es war die Warnleuchte. Das war wieder mal das Spannende: Wenn die Leute über etwas am meisten reden, ändert sich die Lage. Wo ließ sich das Funktionieren von Börsenpsychologie besser beobachten als im Markt der Kryptowährungen!?

In den USA hingegen fressen sich die höheren Zinsen in die finanzielle Realität. Kredite werden teurer. Erste Bremsspuren zeigt der Immobilienmarkt. Auch die Bilanzen der Unternehmen wiesen höhere Kapitalkosten aus – und das bei rekordhohen Schulden. Dazu wirken sich die höheren Zinsen auf die Verbraucher aus. Bei 14 Billionen US-Dollar im Minus, fast eine Billion US-Dollar mehr als vor zehn Jahren, bedeutet ein um ein Prozent höherer Zins zusätzliche Kosten von 140 Milliarden US-Dollar. Ob die US-Notenbank das nicht sieht?

Haufenweise Schnäppchenpreise?

Am Freitag kam eine der ersten Prognosen von Société Générale. Sie sieht den DAX Ende 2019 bei 10.000 Punkten. Vielleicht werden es ein paar tausend Punkte mehr – oder auch einige Punkte weniger, wenn es nicht anders kommt. Fakt ist, dass man bei optisch billiger gewordenen Aktien (real muss das nicht stimmen) mehr davon fürs gleiche Geld bekommt. „Geiz ist geil“ gilt vor allem beim Einkauf auf dem Börsenparkett. Man muss bloß etwas übrig haben, um ein paar Aktien kaufen zu können, wenn das niemand mehr möchte. Das Dumme ist nur, dass Kurse noch viel tiefer fallen können und vermeintliche Schnäppchen wie Schildkröten mit den spitzen Zähnen schmerzhaft zuschnappen können.

Wenn die EZB Ende 2018 das Gelddruckprogramm auslaufen lässt und sie die Zinswende ankündigt... ich muss kurz lachen... wird es besonders spannend. Schwächere Wirtschaft und steigende Zinsen bei steigenden Inflationsraten wirkt wie Espresso bei Bluthochdruck. Da werden die Beruhigungspillen nicht viel helfen außer die x-te Auflage von „Whatever it takes“.

Verwirrendes von der Ölpreis-Front

Zumindest gibt es kurz vorm Fest erheiternde Zeichen vom Ölpreis. Er ist binnen sieben Wochen um gut 30 Prozent gefallen. Seltsam ist nur, dass man davon nichts an den Tankstellen merkt. Die Ölmultis haben wegen des Niedrigwassers auf dem Rhein und der damit einhergehenden potentiellen Versorgungsengpässe ein perfektes Alibi für ihre Preispolitik. Dann hätten ja der Kraftstoff zumindest im Norden billiger werden müssen, außer Ost- und Nordsee sind schon wieder mal ausgetrocknet. Der wahre Dieb in Sachen Kraftstoff, Strom und Gas ist (Raben-)vater Staat mit seinen Steuern und Abgaben.

Eine Kleinigkeit noch am Rande, da sehr verwirrend. Als das Öl teurer wurde, sagten Experten, es wäre ein Zeichen von wirtschaftlichem Aufschwung. Wenn also der DAX stieg, war Öl einer der Gründe. Wenn Öl billiger wurde, wurde es für Unternehmen billiger – und der DAX stieg auch. Nun aber sind Ölpreis und DAX gefallen. Gibt es da einen Zusammenhang? Die führenden Meinungsexperten suchen noch nach Erklärungen. Oder schon wieder.

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